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LTO-Barcode-Labels

Vor kurzem hatte ich mir via eBay sehr günstig eine gebrauchte LTO-Band-Bibliothek „Overland NEO 2000“ gekauft, die praktischerweise sogar mit einem Lesemodul für Strichcodes auf dem Rücken von LTO-Bändern ausgestattet ist. Allerdings sind fertige Barcode-Labels für Bänder unangemessen teuer: Ein einzelner Aufkleber kostet da schon mal einen Euro oder noch mehr – und man bekommt üblicherweise nur Packungsgrößen von 50 oder 100 Stück.

Also erscheint selbermachen als sinnvolle Alternative. Leider ist das aber nicht ganz so einfach, da man sich die nötigen Informationen dafür mühsam aus zig verschiedenen Quellen zusammensuchen muß. Daher habe möchte ich hier übersichtlich darstellen, was ich zusammengetragen habe, damit es andere leichter haben.

1 Die LTO-Kassetten / Aufkleber-Größen

Die Informationen über die LTO-Kassetten an sich, sind noch relativ einfach in den offiziellen LTO-Spezifikationen zu finden. Die Fläche, die den Strichcode-Aufkleber aufnimmt, ist durch eine leichte Vertiefung in der Kassette markiert und hat die folgenden Maße:

Die Maße der fertigen Aufkleber sollten also etwas kleiner sein als diese Werte beziehungsweise einen etwas größeren Eckenradius haben. Ich habe mich für eine Größe von 79,5 mm × 17 mm und einen Radius von 1,5 mm entschieden.

2 Der Strichcode

2.1 Inhalt des Strichcodes

Beim Strichcode handelt es sich um einen sogenannten Code 39, den man auch als fertige Schriftart bekommt, dazu weiter unten mehr. Zu einem Strichcode in Code 39 gehört als sogenanntes Start- und Stopzeichen jeweils ein „*“. Dazwischen sind für den LTO-Strichcode insgesamt acht Zeichen vorgesehen, die jeweils einen Großbuchstaben oder eine Ziffer enthalten dürfen. Kleinbuchstaben und Sonderzeichen sind nicht erlaubt, allerdings ist das eine Einschränkung von Code 39 und nicht der LTO-Spezifikation.

Dabei sind die ersten sechs Zeichen aus dem genannten Zeichenvorrat frei wählbar und dienen dazu, den LTO-Kassetten eine eindeutige Nummer zu geben. Hier kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen: Beispielsweise eine einfache Durchnumerierung oder ein „Suffix“ aus Buchstaben gefolgt von einer laufenden Nummer. Ich habe mich für letzteres entschieden: Ein „SU“ (man ist ja auch ein wenig eitel…) zusammen mit einer Nummer (siehe unten).

Die letzten beiden der acht Zeichen haben eine Sonderbedeutung: Mit ihnen wird kodiert, um welchen Typ Band (LTO-1, LTO-2, usw.) es sich handelt. Die folgenden Zeichengruppen dürften die gängigsten sein:

CodeBedeutung
L1LTO-1-Band, 100GB nativ
L2LTO-2-Band, 200GB nativ
L3LTO-3-Band, 400GB nativ
L4LTO-4-Band, 800GB nativ
LTLTO-3-Band (WORM), 400GB nativ
LULTO-4-Band (WORM), 800GB nativ

Bei meinen Recherchen habe ich sowohl fertige Aufkleber gefunden, bei denen der Strichcode von links nach rechts als auch spiegelbildlich von rechts links gedruckt war. Ein kleiner Test hat gezeigt, daß zumindest meine Overland-Bibliothek beide Varianten ohne Probleme erkennt. Ich kann natürlich nicht garantieren, daß das bei jeder Library der Fall ist.

Alles in allem sieht ein typischer Strichcode also so aus (Hier: LTO-1-Band, Kennung „SU0001“):

Beispiel-Strichcode

2.2 Form des Strichcodes

Laut eines Spezifikations-Dokumentes von IBM muß der Strichcode mindestens 11,1 mm hoch sein, die schmalen Streifen des Codes müssen mindestens 0,432  (-0,076 mm/+0,03 mm) breit sein. Rechts und links des Codes muß eine weiße Fläche als „quite zone“ jeweils mindestens in der Breite von zehn schmalen Strichen, also 4,32 mm bleiben.

Ich habe rechts und links einen Rand von 6 mm gelassen, wodurch sich eine schmale Strichbreite von 0,44 mm ergibt. Als Strichcode-Höhe habe ich 11,5 mm gewählt.

3 Klartext-Kennzeichnung

Zusätzlich zum Strichcode kann ein Aufkleber auch eine „Klartext“-Beschriftung enthalten, um die Handhabung der Bänder außerhalb der Bandbibliothek zu erleichtern. Solange die (Maschinen-)Lesbarkeit des Strichcodes nicht beeinträchtigt wird, kann man hier prinzipiell Form und Inhalt völlig frei wählen. Es hat sich allerdings als Quasistandard eingebürgert, die Bandkennung aufzudrucken, wobei hier sehr oft die einzelnen Zeichen in Kästchen geschrieben werden, die mit unterschiedlichen Farben hinterlegt sind. Sehr häufig findet man die folgenden Zuordnungen von Zeichen zu Farben:

0123456789BuchstabenSonstiges
rotgelbh.grünblaugrauorangerosad.grünh.orangeviolettdunkelblauweiß

Ich habe dieses Farbschema ebenfalls verwendet und die Zeichen so ausgerichtet, daß man sie lesen kann, wenn die Bänder in den Magazinen der Bibliothek stecken (siehe unten).

4 Sonderfall Reinigungsbänder

Einen Sonderfall stellen Reinigungsbänder dar, zu denen ich leider auch selbst nur wenig Informationen gefunden habe. Laut oben genannter IBM-Spezifikation müssen Reinigungsbänder eine Kennung haben, die mit den Zeichen „CLN“ beginnen (ggf. gefolgt von einem „U“ für Universal-Reinigungsbänder) und eine Medientypkennung „L1“ haben. Im Gegensatz dazu ist im Katalog eines Händlers die Rede davon, daß bei Overland-Bibliotheken Reinigungsbänder eine Medientypkennung „L1“, „L2“ oder „L3“ und eine beliebige Bandbezeichnung haben können, solange sie nur einem reservierten Magazinfach stecken. Außerdem habe ich Etiketten gefunden, die die Medientypkennung „CU“, „C1“, „C2“ oder „C3“

Alles in allem habe ich hier keine wirklich allgemeingültige Definition gefunden und habe mich für eine Beschriftung „CLNU01L1“ entschieden.

5 Umsetzung

Wenn man nun die oben beschrieben Informationen umsetzen will, braucht es nicht viel:

Sowohl den Strichcode als auch die bunten Hintergrundfelder hinter der Klartext-Beschriftung habe ich so gezeichnet, daß sie 1 mm über den Rand der Etiketten hinausstehen. Auf diese Weise bleibt nach dem Ausschneiden auf jeden Fall eine saubere Kante und ein Druck bis zum Rand übrig.

6 Beispiele / Downloads

Abschließend finden sich hier noch einige Beispiel-Bögen mit Etiketten, die ich entworfen habe, zum Download. Jeden Bogen gibt es jeweils in den Dateiformaten Corel DRAW! 10 (gezipt), PDF und EPS. Ich übernehme aber keinerlei Verantwortung dafür, daß die Etiketten tatsächlich in jeder Bibliothek funktionieren (bei mir tun sie's) oder Haftung für den Fall, daß Bibliotheken durch sich lösende Etiketten o.ä. beschädigt werden.

Bogen 1Bogen 2
FotoBeispiel für Etiketten aus Bogen 1Beispiel für Etiketten aus Bogen 2
BeschreibungSuffix „SU“, LTO-1-Bänder Nummer 1 bis 25 plus ein Reinigungsband, senkrechte Klartext-Beschriftungkein Suffix, LTO-1-Bänder Nummer 000001 bis 000025 plus ein Reinigungsband, waagrechte Klartext-Beschriftung
Corel DRAW!Download Corel DRAW!Download Corel DRAW!
EPSDownload EPSDownload EPS
PDFDownload PDFDownload PDF

Und zum Schluß noch ein Foto von einem fertig beschrifteten Band im „mailbox slot“ meiner Bandbibliothek:

Beispiel-Foto der Barcode-Aufkleber